Samstag. Wow. Vor einer Woche dachte ich, wie das wohl sein wird, wenn wir eine Woche Homeschooling geschafft haben… und ich muss sagen, es ist zu schaffen. Natürlich ist es zu schaffen. Die Kinder machen recht gut mit, Joëlle hat gut zu tun, bei den anderen muss bei der Organisation und manchmal auch bei der Motivation (Kind 3) etwas nachhelfen. Alle Lehrpersonen sind sehr bemüht darum, es für die Kinder und die Eltern verständlich und gäbig zu machen. Sie sind fast immer auf verschiedenen Känälen erreichbar und helfen, wenn es etwas zu helfen gibt. Sie vermissen die Schüler, das merkt man wirklich und alle versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Wie Frau Burri am letzten Montag so schön sagte (als ich Joëlle’s Schulmaterial abholen ging weil sie bei der Kieferorthopädin war)… „jetzt packen wir das an, machen das Beste aus der Situation und wachsen an dieser Krise.“ Dankbar, dass unsere Kinder auf diese Art begleitet werden. Was werden sie aus dieser Krise lernen? Das, was wir ihnen vorleben. Das es zu schaffen ist, dass man neue Lösungen suchen kann, dass man einander hilft. Auch wenn es viel mehr Streit gibt als sonst, wir sitzen ja auch viel mehr „aufeinander“, so werden wir es wohl alle umso mehr schätzen, wenn wir wieder mehr Freiheiten haben.
Ich bin froh, ist euer Wocheneinkauf bis auf die Flup-Feuchttücher gut verlaufen. Hatte ja schon fast schlaflose Nächte weil ich nicht wusste, wo ich dann dieses Mistkratzerli (Mist!) und die so spezielle Confi finden würde… alles in allem machte ich mir mehr Sorgen, Euch was „falsches“ zu bringen als, dass ihr diesen fiesen Virus bekommen könntet 😉
Was mich in den letzten Tag beeindruckt hat ist die Tatsache, dass man sich doch tatsächlich an Dinge gewöhnen kann, die einem anfangs Angst oder andere ungute Gefühle machen. Z.B. die Einkaufssituation, da darf man nicht mehr einfach in den Coop marschieren und erwarten, dass es dann auch alles hat, was man braucht. Man steht in Schlangen an (draussen) und darf immer von eine Bodenbezeichnung zur nächsten Vorrücken bis man dann dran kommt und ein Zetteli nehmen darf mit welchem man dann eingelassen wird. Aber obacht, Zetteli nicht verlieren, das muss an der Kasse wieder abgegeben werden! Beim ersten Mal „Einkaufen mit Freiheitsbeschränkungen“ war ich ganz durcheinander, heute nahm ich es schon viel gelassener.
Das selbe gilt für die Arbeit im Spital. Man gewöhnt sich an die neuen Bilder die sich überall bieten. Abgesperrte Bereiche, Hinweistafeln, gestohlene Desinfektionsflaschen aus Wandhalterungen. Gestern musste ich ein grosses Dossier durchlesen bezüglich wie wäre zu handeln wenn… alle möglichen Szenarien werden beschrieben und im Kopf durchgespielt, wie zu handeln und sich zu kleiden ist, wenn ein Baby im Gebärsaal geboren wird bei dem die Mama positiv ist oder zumindest Verdachtsfall ist, dann wie handeln wenn wir in einem anderen Spital ein Baby holen müssen, wer darf die Türklinke und den Liftknopf drücken, wie wird das Kind isoliert, was wird wo entsorgt, wie und wo wird was gereinigt. Ich bin ehrlich, ich habe die Situation lange unterschätzt. Woran ich mich am besten und sofort gewöhnen könnte ist die Tatsache, dass wir bis auf weiteres gratis parkieren dürfen 😉
Gestern hat der FC Winterthur auf beiden Seiten des KSW grosse Banner aufgehängt mit der Aufschrift „Ihr für Winti, mir für oi, KSW de Dank g’hört eu“ und „Die ganz Stadt isch hinter oi, danke für de Iisatz.“ Mega schön. Hoffen wir, die Wertschätzung hält auch nach dieser Krise an. Nicht nur für Ärzte und Pflegende, auch für all die anderen Berufsgattungen von denen uns jetzt bewusst wird, dass sie wie so schön gesagt wird „Systemrelevant“ sind.
Mein Spätdienst gestern war recht ruhig und hat mir etwas Abwechslung und auch Freude gebracht. Die Seelsorgerin kam zum Rapport dazu (ein-bis zweimal pro Woche ist das Standart) und darf nun aber wie vor ihr bereits die Physiotherapeutin, die Logopädin und die Psychologinnen (diese nur wenn wir anfragen weil es wirklich nötig ist) nicht mehr vorbei kommen weil sie an zu vielen anderen Ort im Haus unterwegs sind. Lauter kleine Abschiede auf Zeit. Die Situation im KSW ist glücklicherweise nach wie vor stabil. Etwa 35 positiv geteste Patienten von denen aber nicht mal die Hälfte hospitalisiert sind, bisher keiner auf der IPS.
Bei Herzenbilder ist es verständlicherweise sehr ruhig geworden. Wir dürfen keine Fotografen mehr in die Spitäler schicken und auch sonst kommen kaum Anfragen rein. So wurde für uns Einsatzleitungs-und die drei Bürofrauen nun Kurzarbeit angemeldet. Was auch immer das für uns heissen wird, wir werden es sehen. Wir können nur abwarten und schauen, wie es dann nach der Krise weitergeht. Es wird weitergehen, sowieso. Uns geht’s verhältnismässig sehr gut.
Die Kinder sind gerade am zügeln helfen, sie werden wohl morgen ziemlich Muskelkater haben 😉 Ich habe auch geholfen. etwas aus dem Keller hochgetragen und dann ein Käfeli getrunken. Jeder was er am besten kann, oder? Mirjam führt eine Strichliste für jedes Kind, ein Strich pro einmal rauflaufen. Für einen Strich verdienen sie laut Mathias 1.-. Die Kinder sind natürlich sehr sehr motiviert! Hatten aber vorher als ich gegangen alle auch schon hochrote Gesichter!
Was es wohl heute bei Euch zu essen gibt oder gab? Lass mich raten… wir hätten da im Angebot Spinatwähe, Aprikosenwähe, Geschnetzteltes Bio-Kalb, Schweinsplätzli oder eben dieses ominöse Mistkratzerli mit Chips. Oder Feierabendbrot mit der wunderbaren Orangenconfi mit Schale 😉 So oder so, en Guetä.